Sweny Apotheke, Besitzer Leopold Bloom verkauft hier seine Seife in 'Ulysses' der Stadt Dublin, Irland

Bauchladen oder Experte?

Gestern hatte ich einen Termin bei einem Spezialisten für Gründungen im journalistischen Bereich. Wir haben über mein Projekt und über die Chancen gesprochen, dieses erfolgreich zu etablieren. Heraus kam, um es mal in einem Wort zusammenzufassen, dass mein Angebot ein Bauchladen ist. Es gibt von allem etwas und die Chancen damit in einer Branche Fuß zu fassen, die eh schon einem Haifischbecken gleicht, stehen eher schlecht.

Nun muss man wissen, dass Bauchläden in der Beratungsszene grundsätzlich so etwas wie ein rotes Tuch sind. Ich weiß das, weil ich es selbst als Gründungsberaterin, die ich mal war, gepredigt habe. Wer gründen will, sollte sich als Experte positionieren. Expertenwissen verkauft sich, während Krämerläden das Nachsehen haben. Warum? Weil es immer Anbieter gibt, die mit deutlich mehr Ressourcen ausgestattet sind. Mit denen kann man schlecht konkurrieren. Alles richtig, habe ich mir nach dem Gespräch gedacht. Und trotzdem gibt es ein Aber. Und um das soll es im Folgenden gehen.

Mein Leben als Bauchladen

Vor vielen Jahren kam ein Buch auf den Markt, bei dem ich dachte, dass die Verfasserin beim Schreiben mein Leben vor sich hatte. Barbara Sher hieß sie und ihr Buch: „Du musst dich nicht entscheiden, wenn du tausend Träume hast“ hat meinen Blick auf mich selbst um 180 Grad gedreht. Selten habe ich mich so gesehen und so verstanden gefühlt. Plötzlich war das, was vorher Manko war, eine Stärke. Sher hat schon in den 70-er Jahren den Begriff „Scanner“ für Menschen geprägt, die sich beruflich, so wie ich, nicht auf ein

Thema beschränken können und wollen. Die einfach immer wieder neue Ideen haben, sich von neuen Projekten angezogen fühlen oder selbst ihre eigenen Fühler immer wieder in andere Richtungen ausstrecken. Scanner sind im Gegensatz zu den Tauchern, die in der Regel schon mit 5 Jahren wissen, was sie werden wollen, immer auf der Suche. Das ist für sie selbst anstrengend und für das Umfeld auch, denn Scanner passen selten in Schubladen oder Regale. Immer, wenn man denkt, dass sie angekommen sind, brechen sie zu neuen Ufern auf. Der Vorteil: Sie haben ein unglaublich breit angelegtes Wissen und Können. Sie sind Allrounder. Und sie haben keine Angst vor Veränderungen und davor, stets aufs Neue Anfänger zu sein.

Bauchläden in einer immer komplexer werdenden Welt

Was mich zur nächsten Überlegung bringt, mit der ich der – nicht nur in Beratungskreisen verbreiteten – Meinung wenigstens teilweise widerspreche, die da lautet, dass wir zukünftig mehr Experten bräuchten, um den im…