Warum Weniger mehr ist
Vor ein paar Tagen war ich am Barther Bodden. Beim Bummeln durch den kleinen Ort fiel mir ein Schild vor einem Restaurant auf, auf dem stand: „Heute Steak nur groß, größer oder riesig!“. Nun esse ich kein Fleisch. Mir bereitet allein die Vorstellung, ein riesiges Steak verdrücken zu müssen, heftige Bauchschmerzen. Aber darum soll es hier nicht gehen, denn viel interessanter als mein Bauchgrummeln ist die Frage, warum es immer mehr als viel sein muss. Warum wir uns so schwer damit tun, mit weniger zufrieden zu sein.
Wenn ich in meine Schränke schaue, dann muss ich mir natürlich an die eigene Nase fassen. Obwohl ich mein Klamottenarsenal nicht monatlich um zwei bis drei Teile erweitere, habe ich definitiv zu viel. Auch in anderen Schränken häuft sich Zeug, dass ich, wenn ich ehrlich bin, schon seit Wochen oder Monaten nicht mehr benutzt habe. Oder nehmen wir die Bücher. Ich liebe Bücher. Sie füllen Regale in meiner Wohnung und es werden immer mehr.
Kritischer Konsum
Mir ist bewusst, dass auch ich mit meinem Konsum dazu beitrage, dass die Ressourcen der Erde mit jedem Jahr früher aufgebraucht sind. Obwohl ich mich vegetarisch ernähre, nur noch ganz selten fliege, immer öfter vom Auto aufs Fahrrad, in die Öffis oder die Bahn umsteige, ist mein ökologischer Fußabdruck gemessen an dieser Tatsache definitiv viel zu groß. Und trotzdem fällt es mir schwer, den Schritt zu gehen, den wir angesichts der Klimakrise und der anderen auf uns zurollenden Katastrophen eigentlich alle machen müssten: radikalen Verzicht üben.
Verzicht klingt nicht geil. Auch nicht sexy. Verzicht assoziiert man mit Hungergefühl und einem unstillbaren Verlangen. Wer jemals geraucht und dieser Abhängigkeit irgendwann entsagt hat, kennt das Gefühl. Verzicht fühlt sich im ersten Moment wie ein schwarzes Loch an, wie ein Vakuum, das schleunigst gefüllt werden will. Wer verzichtet, wird auf sich selbst zurückgeworfen. Auf seine Bedür…