Neulich ist mir ein Artikel über den Bildschirm gelaufen, in dem der Autor erzählte, wie er mithilfe von ChatGPT die Gründung eines eigenen Unternehmens geplant hat. Schritt für Schritt sind Mensch und Maschine alle relevanten Punkte durchgegangen und am Ende stand tatsächlich ein detaillierter Businessplan, der durchaus das Potential hatte, in die Tat umgesetzt zu werden.
Krass, habe ich gedacht. Der Tag, an dem wir einen großen Teil unseres Gehirns nicht mehr brauchen, weil wir das Denken Maschinen überlassen, rückt unaufhaltsam näher. Das hat Vorteile. Zum einen können wir immer der Maschine die Schuld geben, wenn etwas nicht funktioniert. Und zum anderen schaffen wir Platz für Neues in unserem Kopf. Nur, was ist, wenn da nichts Neues kommt? Dann haben wir ein Problem. Denn wie die Evolution zeigt, werden Körperteile, die wir nicht brauchen, weggemendelt. Sie verschwinden einfach peu à peu und zurück bleibt so etwas Ähnliches wie ein Blinddarm oder ein Steißbein. Ein Hirnbein sozusagen.
Das, was ich hier als Teufel an die Wand male, passiert übrigens schon. Untersuchungen belegen, dass die wabernde Masse in unseren Köpfen stetig schrumpft. Allerdings nicht erst seit uns Smartphones mit schlauen Apps oder der Generative Pre-trained Transformer, wie die Maschine, mit der der Gründer in spe gechattet hat, korrekt heißt, unseren Verstand ersetzen. Der Prozess des Verfalls wurde bereits mit dem Ende der letzten Eiszeit eingeläutet und hat uns bis heute gut zehn Prozent unseres Hirnvolumens gekostet. Wärme bekommt unseren Synapsen offenbar nicht, was die Aussicht auf ein Leben mit einer globalen Erwärmung von über 1,5 Grad nicht gerade prickelnd erscheinen lässt.
Je wärmer, desto dümmer, heißt die Prognose. Das deckt sich in etwa mit der Erfahrung, die man im Straßenverkehr macht, wenn sich die Temperaturen längere Zeit über der 30-Grad-Marke bewegen – ein Plädoyer für autonom fahrende Autos im Sommer. Wann letztendlich der Kipppunkt erreicht ist, an dem KI uns alles abnehmen muss, weil der Gehirnschrumpfungsprozess mit derselben Geschwindigkeit vonstatten geht, mit der wir momentan unsere Erde aufheizen, ist nicht erforscht. Jedenfalls wäre eine Erwärmung um vier Grad wohl das jähe Ende von Decartes‘ Cogito ergo sum – Ich denke, also bin ich.
Wobei man fairerweise einwerfen muss, dass diese Theorie sowieso nicht stimmig war, wie Neurowissenschaftler*innen heute belegen können. Denn anders als Decartes es vermutete, steht vor dem Denken erstaunlicherweise das Fühlen. Es müsste also heißen: Ich fühle, also bin ich. Und ja, lieber René, so ist das mit den Theorien, sie gelten so lange, bis jemand kommt und sie widerlegt oder wie Jakob von…