Neulich hielt ich eine Ausschreibung für einen Kurzgeschichtenwettbewerb in der Hand. „Blaues Glas“ war das Thema. Wow, dachte ich. Gibt es wirklich Leute, die sich Geschichten über blaues Glas ausdenken? Über die Farbe Blau könnte ich schreiben, über das blaue Meer, den blauen Himmel, aber über blaues Glas?
Doch, sagte eine innere Stimme. Warum denn nicht? Ich könnte es ja wenigstens mal versuchen. Und da gute Geschichten immer heranreifen müssen, vergaß ich den Wettbewerb und dachte erst wieder daran, als ich in einer Ferienwohnung zufällig einem kleinen Kerzenhalter aus blauem Glas begegnete.
Nun aber ran an den Stoff. Ich setzte ich mich hin und überlegte, ob es in meinem Leben irgendein Ereignis gab, das ich mit blauem Glas verbinden konnte. Fehlanzeige. Ich kramte meine Geschichte durch, dann die der näheren Verwandtschaft, schlussendlich die der Ahnen. Ich fand viel zerbrochenes Glas, aber ob das nun blau war?
Also musste ich anders an die Sache herangehen. Ich erinnerte mich an eine Aufnahmeprüfung junger Schauspielstudenten. Sie sollten darstellen, wie sich Bouletten in der Pfanne fühlen. Genau, das war es, schoss es mir durch den Kopf. Nun hatte blaues Glas mit Bouletten nicht viel gemeinsam. Aber hier ging es ja auch um die Kernidee.
Also versetzte ich mich geistig in die Materie von blauem Glas.
Nichts geschah. Nicht einmal der Ansatz einer Idee sprudelte hervor. Das einzige, was passierte, mir wurde kalt. Die Boulette in der Pfanne wäre wärmer, dachte ich bei mir und tippte „blaues Glas“ bei Google ein. Als erstes fand ich einen Artikel über Jasmin Vasen. Hergestellt um 1830 in Nordfrankreich und Belgien. Jasmin Vasen – nie gehört. Ich kannte nur grünen Tee mit Jasmin Aroma und den trinkt man aus Tassen, nicht aus blauen Gläsern.
Also weiter. Vielleicht gibt es ja einen Chat zum Thema. Mit Sicherheit, schließlich gibt es zu jeder Kernfrage dieser Welt einen Chat. Ich liebe…